Freitag, 18. September 2009

Tel Aviv etc.

Das erste Mal in meiner zukünftigen „Heimatstadt“ Tel Aviv. Gleichzeitig auch das erste Mal, dass ich bei einem Bayern- und Championsleague-Spiel war. Das Spiel war…naja…ich bin halt kein Fussballfan :D aber die Stimmung war richtig heftig…bis zum 0:2. Dann haben die Fans alle Treue vergessen und sind einfach gegangen.

Die deutschen Haifa-Ultras :D

Ein besonderer „Hingucker“ war dieser Banner an die Münchener Fans:


Wir hatten nach dem die irrste Nacht weil wir von einem (illegalen) Taxifahrer komplett über den Tisch gezogen wurden und dann zu Fuß durch Jerusalem zurückgegangen sind (da sind ein paar merkwürdige Gestalten).

Um 3°° waren wir zuhause und um 6°° gings wieder los nach Yad Vashem, die größte Holocaust-Gedenkstätte der Welt und ein unglaublich bedrückender Ort wie ihr euch wahrscheinlich denken könnt. Umso krasser war es, dass Eric von einem Soldaten, die gibt es dort in Hundertschaften weil der Besuch ein Teil der Ausbildung ist, angesprochen wurde: „Hey are u german? Congratulations“

Damit meinte er das Bayern-Spiel…

Die Soldaten hier sind total normal aber für uns ein merkwürdiger Anblick.

Sonntag, 13. September 2009

Alltag im heiligen Land

Jüdische Gräber am Ölberg (dort erwarteten Muslime, Juden und Christen das jüngste Gericht)
Polizei-Pärchen an der Klagemauer
Blick von unserer zukünftigen Stammpizzeria
Mein kleines Reich für die nächsten 4 Wochen
Ort des letzten Abendmahls

Grab Jesu
Dach der Erlöserkirche
Garten Getsehmane

Gestern haben wir den ultimativen Touri-Tag gehabt.
Ich habe noch keine Stadt gesehen die so ist wie Jerusalem. Hier ist alles so unglaublich dicht vertreten und dabei gleichzeitig so unscheinbar. Nicht wie in Rom wo man stundenlang für ein Heiligtum anstehen muss oder einen Batzen Eintrittsgeld da lassen muss. Hier war heute zumindest nicht viel los (vielleicht lag‘s am Shabat und an Ramadan). Man kommt überall rein und manchmal merkt man es gar nicht. So waren wir im Raum des letzten Abendmahls und der sah so schnöde aus, dass er uns erst gar nicht aufgefallen ist. Außerdem war es echt eindrucksvoll wie Religion hier noch praktiziert wird. Die ekstatisch betenden Orthodoxen Juden an der Klagemauer oder auch die Prozession am Grab Jesu, die wir gesehen haben. Auch geschichtlich ist es hier sehr interessant: Auf der einen Seite sieht man den Garten Getsehmane, den Golgatha-Hügel, das Grab Davids und Marias und den Tempel des Herodes und auf der anderen das Tal Moloch (woher auch die Redewendung stammt). Im Horizont sieht man hingegen immer die Mauer, die Jerusalem von den palästinensischen Gebieten trennt. Deshalb sieht man hier auch an jeder Ecke Soldaten. Die stören mich aber nicht sondern geben einem das Gefühl von Sicherheit.

Nach der Führung waren Eric (Freiwilliger aus Leipzig, 18 Jahre), Heinz (Freiwilliger aus Leipzig, ~50 Jahre – solche gibt’s nämlich auch) und ich in einem Konzert in der Erlöser-Kirche. Danach mit dem Taxi für 2€ zurück in die WG.

Heute ging das Lernen los: jeden Tag bis halb 2 steht bei mir Hebräisch auf dem Plan und das drei Wochen lang. Danach habe ich eine Woche noch Arabisch-Unterricht und ERST DANACH komme ich nach Tel Aviv.

Heute hieß es deshalb: Vom Touri zum Israeli

Und hier ist vieles anders: So kostet eine Taxifahrt fast gar nichts ein Liter Milch dagegen ganze 2€. Der Supermarkt-Großeinkauf war überhaupt ein Erlebnis: Wie soll man Haarspray von Schuhcreme von Insektenmittel unterscheiden wenn einem die Schrift nichts sagt?

Deshalb ist das Lernen ein großes Projekt: Gar nicht so leicht wenn es zwei unterschiedliche Schriftarten gibt (Druck- und Schreibschrift), keine Vokale vorhanden sind und man von rechts nach links liest.

Naja morgen dazu mehr ich muss noch Buchstaben pauken ;-)

Freitag, 11. September 2009

From Hirschluch to Jerusalem

Schalömchen,

ENDLICH bin ich in Israel angekommen und weil heute Sabat begonnen hat und hier deshalb etwas tote hose ist schreib ich mal was in den blog.



Zuallererst: Vielleicht habt ihr gehört dass heute raketenangriffe auf nahariya waren (nach einem halben jahr frieden) aber das ist nicht bei mir in der nähe also keine Sorgen machen.
Wir nehmen das hier sehr ernst und hoffen das Jahr hier verbringen zu können.

Ich war jetzt eine woche im schönen brandenburger Dörfchen namens Hirschluch zum vorbereiten. Dieses Dorf ist ein ziemliches NPD-Loch (der Vorsitzende wohnt da) und mit NPD-Plakaten zugepflastert. Die Freiwilligen sind sehr links (wir haben mal die bundestagswahl vorgezogen: 40% grün, 30% SPD) und naja dann sind wir nachts los und haben die Poster abgemacht. Das ist leider bei einer Gruppe ziemlich ins Auge gegangen (Hans hat sich in nem Schrebergarten-Häuschen versteckt^^)
Am nächsten Tag waren die Plakate wieder oben.
Ich finde es wirklich krass wie die NPD dort Einfluss hat und nachts auch „patrolliert“. Wenn ihr in Düsseldorf denkt die Gefahr von rechts ist überschätzt dann geht nach Hirschluch.
Sonst wars in Brandenburg aber ganz schön. Unsere Vorbereitungen hatte teilweise sehr spirituelle Züge. So habe ich z.B. einen Brief an mich über alle Sorgen und Hoffnungen geschrieben den ich dann in einem Jahr wiederbekomme, wir haben lyrische Wanderungen gemacht und eine Schreibwerkstatt. Das „gipfelte“ dann in meinem ersten Poetry-Slam Beitrag (es ging um einen Mückenstich). Oder wir haben einfach mal mit 50 Mann eine gigantische Kissenschlacht gemacht.

Und das im Nazi-Dorf :D
Aber jetzt bin ich im einzigen jüdischen Staat also NPD-Plakate sind hier eher selten.
Ich bin erst seit 5 Stunden hier aber es ist wirklich sehr eindrucksvoll: Die orthodoxen Juden mit ihren Löckchen und langen Gewändern neben Soldaten an allen Ecken und Straßenschilder in drei Sprachen. Der Felsendom den man von unserem Haus aus sehen kann und wenn man seinen Kopf etwas nach rechts dreht die „wall of shame“, die israelische Sperranlage zwischen dem israelischen Kernland und den besetzten Gebieten. Allein der Anflug hatte es in sich die Sicherheitsleute röntgen einen nicht nur durch sondern fragen einen aus: Haben sie arabische Freunde? Waren sie mal im Libanon? Wieso interessieren sie sich für Israel? Etc.
Wer das Wort „work“ benutzt darf länger warten denn dann gibt’s erstmal kein Visum. Das lustige ist dass gestern die große Abschiedsfeier war und einige noch richtig Restalkohol hatten. Wir mussten aufzählen was genau wir getrunken hat und WARUM^^
Ich lebe jetzt übrigens erstmal 3 wochen in Jerusalem und lerne die Sprache. Mit 15 anderen Freiwilligen leben wir in einer Art RiesenWG (ich muss am Dienstag kochen xD) und alles ist hier vegetarisch, koscher sowieso. Mal sehen wie ich darauf klarkomme.

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und grüßt mir mein Düsseldorf
Euer hans
PS: Wenn ich Glück habe dann bin ich am Dienstag beim Championsleague-Spiel FC Bayern München gegen Maccabi Haifa

Sonntag, 23. August 2009

If I leave here tomorrow
Would you still remember me?
For I must be travelling on, now,
'Cause there's too many places I've got to see.
But, if I stayed here with you, düsseldorf,
Things just couldn't be the same.
'Cause I'm as free as a bird now,
And this bird you can not change.






Freitag, 21. August 2009

10 Tage noch...

10 Tage noch und dann geht's los.

Die letzten Tage hier in Düsseldorf sind schön aber auch stressig. Ich will halt unbedingt noch möglichst viel "mitnehmen" nach Israel.
Bei 20kg sind das dann eher Erinnerungen...die wiegen nichts!
Also hieß es:
Nochmal alles unternehmen was mir Freude bereitet.
nochmal über die Nordschleife brettern
nochmal eine Fototour machen
nochmal eine gute Band sehen (bonaparte :D )

Das hat alles Spaß gemacht aber da ist halt immer dieses "nochmal" gewesen. Erinnert mich irgendwie an "Nochmal Tante Erna sehen"
Nochmal in die Altstadt gehen war übrigens wirklich nicht vermissenswert :D

Dann habe ich mein Zimmer ausgemistet und viel Zeug auf dem Trödelmarkt verkauft.
Nicht etwa um den großen Umsatz zu machen (ich bin aus Verzweifelung irgendwann auf die "Alles für 1€"-Strategie gekommen) sondern auch um damit abzuschließen.
Dass ich meine Pokemon-Karten verkaufe hat also auch eine starke symbolische Bedeutung.
Außerdem wollte ich gewiss sein dass der Puky-Roller, die Schlüsselanhänger-Sammlung und die Goggo-Männchen in guten Händen sind.

Das wirkt alles ziemlich theatralisch für den ersten Blog-Eintrag meines Lebens aber Abschied nehmen will gekonnt sein.
"Rasche Abschiede sind unliebevoll, und lange sind unerträglich."

Kurz gesagt:
Wenn es ein "Abschied nehmen für Dummys"-Buch dann kauft es mir!